Die Ringer starteten am vergangenen Wochenende in die diesjährige Serie der Deutschen Einzelmeisterschaften. Die Altersklasse U-20 (Junioren & Juniorinnen) gaben den Startschuss in Triberg (SBD), wo die Griechisch-Römisch-Spezialisten um die ersten nationalen Titel des Kalenderjahres kämpften; im nordbadischen Bruchsal trafen sich die Freistilringer und Juniorinnen, wobei der weibliche Bereich in allen Altersklassen grundsätzlich im freien Ringkampf auf die Matten tritt.
113 Starter aus 76 Vereinen gingen in Triberg über die Waage, in Bruchsal kämpften genauso viele Freistilringer um Titel und Medaillen sowie 43 Juniorinnen. Damit waren die meisten Gewichtsklassen sehr gut besetzt, die Zuschauer erlebten spannende und stimmungsvolle Begegnungen an beiden Wettkampforten.
Jubel gab es im Lager des Berliner Ringer-Verbands, denn der SV Preußen katapultierte sich bei den Juniorinnen mit einer Gold- und einer Bronzemedaille sowie einem 5. Rang auf Platz eins der Vereinswertung. Sonja Nguyen (59 kg) blieb in allen fünf Begegnungen siegreich, im Finale bezwang die Ringerin vom SV Preußen ihre Kontrahentin Alina Weber vom TSV Kandern mit 4:1 Punkten und wurde damit Deutsche Juniorenmeisterin.
Mina Witt (65 kg) startete ebenfalls siegreich in die Titelkämpfe, musste aber im zweiten Duell gegen die Bronzemedaillengewinnerin des European Youth Festivals 2019, Gerda Barth (FCE Aue), die erst kürzlich beim Grand Prix von Frankreich Silber gewann, eine 0:8-Punktniederlage hinnehmen. Im Kampf um Bronze schulterte die Ringerin vom SV Preußen ihre Gegnerin Norah Elisabeth Röttgen vom AC Ückerath beim Stand von 9:4 und gewann damit die Bronzemedaille.
Angeschlagen ging Berta Buder (53 kg) in die Titelkämpfe, die zwar alles versuchte, doch nach zwei Begegnungen aufgeben musste - Platz 5 für die junge Dame vom SV Preußen, mit dem sie ebenfalls zum Sieg in der Vereinswertung beitrug.
Auch der SV Luftfahrt nahm eine neue Titelträgerin wieder mit nach Hause: Laura Kühn erhielt im schwersten Limit der Juniorinnen bis 73 Kilo die Goldmedaille ausgehändigt. Die Sportschülerin, die am Bundesstützpunkt Frankfurt(O.) trainiert, wurde bereits für die U-23-Europameisterschaft, Mitte März in Bukarest (ROU) nominiert.
Beim SV Luftfahrt jubelte man aber auch über zwei herausragende Leistungen bei den Junioren. Fernando Mahmoud (65 kg) kämpfte sich mit drei Siegen bis ins Finale, wo er gegen Marcel Wagin vom Zweitbundesligisten KSV Rimbach das Nachsehen hatte. Silber war für den jungen Ringer vom SV Luftfahrt jedoch ein herausragendes Ergebnis. Dazu gab es noch einen 5. Rang durch Konstantin Valassis (57 kg), der nach zwei Siegen und einer Niederlage im kleinen Finale um Bronze stand, das er gegen Felix Kirchhoff (SC Unterföhring) verlor.
Jonas Eigendorf und Johann Wagner (beide 70 kg/ beide SV Preußen), sowie Dennis Aleksandryuk (TuS Hellersdorf), der ebenfalls in der Gewichtsklasse bis 70 Kilo antrat, konnten in ihrer stark besetzten Kategorie nicht in die Kämpfe um vordere Platzierungen eingreifen und schieden frühzeitig aus.
Bei den Titelkämpfen im griechisch-römischen Stil, die im südbadischen Triberg ausgetragen wurden, trat nur Tolgahan Önder (67 kg) für den Berliner Ringer-Verband auf die Matte. Und der Ringer vom TRV Berlin hatte das Glück nicht auf seiner Seite. Er bestritt gleich den ersten Kampf des Tages, der sich über 18 Minuten hinzog, nachdem Önder und sein Gegner immer wieder mit Nasenbluten behandelt wurden - und auch die Matte ständig neu gestrafft werden musste. Am Ende unterlag Önder dem späteren Deutschen Meister Johann Engelhardt (TSV Burgebrach) hauchdünn mit 5:7 Punkten. Nachdem Engelhardt das Finale erreicht hatte, durfte der Griechisch-Römisch-Spezialist vom TRV in der Hoffnungsrunde weiterkämpfen, wo er Philip Nguyen Ho (SV Warnemünde) und auch Alex Brjuchovic (AV 05 Groß-Zimmern) bezwang und damit ins kleine Finale um Bronze einzog. Auch da war Fortune dem jungen Hauptstädter nicht hold: mit 0:3 lag Önder nach der ersten Runde gegen Andreas Truschakov (ASV Vörstetten) zurück, drehte jedoch im zweiten Durchgang den Punktestand durch zwei Rollen im Bodenkampf zur knappen Führung, die er mit einem Ausheber und anschließenden Wurf noch ausbauen wollte. Doch Önder stolperte über die Beine seines Gegners, wurde gekontert und dann geschultert. Auch der von der Berliner Trainerbank mit Ramazan Aydin und Christian Kebschull geforderte Videobeweis wegen der im griechisch-römischen Stil verbotenen Beinarbeit brachte keine Änderung des Resultats, Platz 5 für Tolgahan Önder vom TRV Berlin, der bei diesem Meisterschaftsturnier zweimal richtig Pech an den Ringerstiefeln kleben hatte.
Bei beiden Meisterschaften haben auch die Nachwuchs-Bundestrainer in Triberg und Bruchsal ganz genau hingeschaut, denn es stehen auch die internationalen Meisterschaften 2023 an, zu denen die Besten dieser Titelkämpfe gute Chancen haben, nominiert zu werden.
International geben die Ringer und Ringerinnen aus der Altersklasse U-23 vom 13.-19. März mit den kontinentalen Meisterschaften in Bukarest (ROU) den Startschuss in die internationale Meisterschaftsserie des Jahres 2023; die Junioren und Juniorinnen ermitteln vom 26.6.-2.7.2023 in Santiago de Compostela (ESP) ihre Titelträger.
Text: Jörg Richter
Bilder: Alex Kebernik / Edda Reinke / Olivia Andrich
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